11. September 2023
Informationen zum Schulbeginn 2023/24
Nachdem die 4AFKUW im letzten Schuljahr eine fachspezifische Klassenfahrt machte, stand nun bereits die Abschlussfahrt der Büchsenmacherklasse an. Die 26 Schüler hatten während einer einwöchigen Reise vom 3. bis 9. März 2018 quer durch Deutschland die Gelegenheit, sich auf der größten Waffenmesse Europas sowie mehreren fachspezifischen Firmen ein praktisches Bild von dem erlernten Stoff zu machen. Vom Klassenvorstand Wolfgang Kraut sowie Fachlehrer Christopher Kremer begleitet, konnten die Schüler von der einmaligen Gelegenheit profitieren, um wichtige Erfahrungen und neue Erkenntnisse zu sammeln. Beginnend mit der bereits erwähnten IWA in Nürnberg führte die Reise zu den Firmen RUAG Ammotec, Airbus Helicopters, H. Krieghoff GmbH, Müller Schießzentrum Ulm sowie zum Sitz der Firmen Blaser, Mauser und Sauer in Isny. Untergekommen ist die Gruppe dabei in verschiedenen Jugendherbergen und Pensionen.
Die IWA Outdoor Classics im fränkischen Nürnberg findet jährlich statt und ist die wichtigste und größte Messe Europas ihrer Art. Mit über 1.500 Ausstellern aus rund 60 Ländern weltweit und fast 47.000 Besuchern im Jahr 2018 ist sie für FachbesucherInnen „the place to be“. Besonders für die angehenden Büchsenmacher aus Ferlach ist es eine optimale Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen, Bewerbungsgespräche zu organisieren und sich einen Überblick über den Waffen- und Outdoormarkt zu verschaffen.
Nach der Ankunft am Samstagnachmittag, in der nicht unbeeindruckenden Jugendherberge Nürnberg, installiert in einer Burg, begann gleich der Besuch des HTL-Ferlach-Absolvententreffens auf der IWA. Nach diesem entspannten Start konnten die SchülerInnen sich zwei ganze Tage nehmen, um die 12 Hallen genauestens zu „durchstöbern“. Auch das vom sog. Schäufele und Kamillentee geprägte Abendprogramm, ganz nach fränkischer Art, kam nicht zu kurz und die Reisenden konnten sich in ihrer „Freizeit“ ein Bild von der mittelalterlichen Architektur, geprägt von Festungsmauern und Türmen der Altstadt, machen.
Dienstags wurde die Exkursion mit einer Werksführung am Sitz der RUAG Ammotec in Fürth fortgesetzt. Nach kurzer Einführung wurden die Schüler während des mehrstündigen Firmenbesuchs in die Produktionshallen der bekannten RWS Munition begleitet, erfuhren Wissenswertes über die Geschoss-Hülsen- und allg. Patronenherstellung und ließen sich ihre Fragen von den Gruppenleitern beantworten. Abgeschlossen wurde der Werksbesuch mit einem interessanten Vortrag des Ferlacher Absolventen Stefan Rumpler, welcher der Gruppe die aktuell relevante Thematik der Schalldämpfer näherbrachte – vielen Dank dafür.
Die folgende Werksbesichtigung war zwar nicht jagdwaffentechnischen Ursprungs, dafür jedoch keineswegs uninteressant. In Donauwörth befindet sich der Sitz der Airbus Helicopters Deutschland GmbH, wo rund 7000 Mitarbeitern an der Entstehung von verschiedensten Hubschraubern arbeiten. Dieser Firmenbesuch bot den SchülerInnen einen Einblick in größtenteils unbekannte Themengebiete, da die Hubschraubertechnologie für einen Büchsenmacher klarerweise komplettes Neuland ist. Die Dimensionen der Fertigungshallen, die aufwändige und weiterentwickelte Art der Werkstoffverarbeitung sowie der Eindruck von Ordnung und Disziplin, den die BesucherInnen in diesem Werk erhalten haben, ist eine sehr wertvolle Erfahrung. Auch wenn sich die Parallelen zwischen der Hubschrauber- und Waffenfertigung geringhalten, war es sehr lehrreich, z.B. über alternative Werkstoffe wie GFK oder CFK oder automatisierte Fertigungsprozesse wie das CNC-gesteuerte Vernieten von Flugzeugtüren zu erfahren.
Abgeschlossen wurde der Tag in Donauwörth mit einem Besuch im hauseigenen Simulationszentrum, wo jeder Schüler die Gelegenheit erhielt, die eigene Helikopterflugkunst unter Beweis zu stellen. Diese Künste ließen jedoch bei allen, bis auf den helikoptertechnisch vorbelasteten Schüler Otte, mehr oder minder zu wünschen übrig.
Donnerstags standen gleich zwei Führungen am Terminplan: In Ulm wurde der Jagd- und Sportwaffenhersteller Krieghoff sowie das Müller Schießzentrum besucht.
Nach zuvorkommendem Empfang im Krieghoff-Werk wurden die SchülerInnen durch die Herstellung der bekannten Ulmer Kipplaufwaffen geführt. Interessant war die Kombination aus moderner CNC-Technik, also z.B. die Fertigung der Basküle, bei gleichzeitig traditionellen Komponenten wie dem Lötbereich, der Brüniererei oder der hauseigenen Gravur- oder Schäfterwerkstatt. Auch die hauseigene Lehrwerkstatt war ein relevanter Einblick für die Schüler, da das Einsehen in andere Werkstätten und Austauschen mit anderen Büchsenmacherlehrlingen eine wichtige Erfahrung darstellt.
Auch im Müller Schießzentrum kamen die Erlebnisse nicht zu kurz. Beginnend mit einer Führung durch die gesamte Anlage, inklusive Wurfscheibenhalle, 300 Meter Stand und Schießkino bot sich die Gelegenheit, einen Schuss mit dem jagdlich selten verwendeten Kaliber .50 BMG auf 300 Meter abzugeben.
Ihr „Ende“ fand die Reise im Allgäu, wo der Sitz der Firmen Blaser, Sauer und Mauser besichtigt wurde. Durch die Fertigungshalle, geprägt von CNC-Maschinen, über den Custom Shop und den Montagebereich konnte man einen Blick in eine grundlegend andere Art der Jagdwaffenherstellung, verglichen mit dem Ferlacher Büchsenmacherhandwerk, werfen. Interessant war dieser Firmenbesuch, um hinter die Kulissen des größten Jagdwaffenkonzerns Europas zu werfen.
Was den Schülern nach der einwöchigen Abschlussreise bleibt, sind viele verschiedene, dennoch durchgehend lehrreiche Erfahrungen. Bildung im Sinne der eigenen Büchsenmacherlehre bedeutet nicht nur die Ausbildung in den Werkstätten der HTL Ferlach, sondern auch die Weiter- und Fortbildung durch neue Einblicke in andere Arten der Waffenherstellung, durch Erfahren von wirtschaftlichen und betriebstechnischen Aspekten sowie den Einstieg in die Waffenbranche mit der Büchsenmacherschule als Sprungbrett. Diese Abschlussreise rundet die noch nicht ganz vollendete Lehre perfekt ab.
In diesem Sinne bedankt sich die 4AFKUW bei allen besichtigten Firmen und deren Mitarbeiter für die aufgewandte Zeit und die teilweise zur Verfügung gestellte Verpflegung.
Philippe Graff
4AFKUW